Kindlich spielerisches Verhalten ist flexibel und
spontan. Kindliches Verhalten organisiert sich aus dem Augenblick
heraus. Kindliches Verhalten unterscheidet sich nicht vom intuitiv
schöpferischen Verhalten.
Alte, sehr erfolgreiche Künstler oder Philosophen
behaupten nicht selten von sich, dass sie Kind geblieben sind. Was
sie so beweglich hält, das ist vor allem eine hoch empfindliche
Organisation ihres Kurzzeitgedächtnisses.
Wenn der Schutzgeist nicht allein Kinder begleiten
soll, dann müssen Erwachsene sich so weit sensibilisieren, dass sie
ihn überhaupt wahr nehmen können. Das bedeutet vor allem, den
Kurzspeicher des Gedächtnisses zu erhöhen, um das Bewusstwerden zu
beschleunigen bzw. zu verkürzen. In der Praxis geschieht das durch
Beschleunigen neuronaler Transmissionen, und zwar durch
neurosystemisches Üben des Gedächtnisses.
Um das zu erklären, sei „langatmiges“
Vorgehen eines sinnierenden Philosophen und das „kurzatmige“
Wortfindung eines komponierenden Künstlers verglichen.
Philosophen verbrauchen mehr Text als Dichter. Das
liegt gleichsam an der „Haft-fähigkeit“ des Gedächtnisses.
Komprimierte Gedanken eines Gedichts sind neuronal
sehr viel anfälliger und somit flüchtiger als komplexes
philosophisches Denken. Das wird sogar durch unterschiedliche
Satzlängen sinnlich vernehmbar.
Der philosophische Gedanke verbraucht sehr viel
mehr Text als der dichterische. Je mehr Text aber verbraucht wird, um
so weniger Bilder erzeugt die Fantasie und umgekehrt: je weniger
Text, um so mehr Bilder!
Um zu provozieren, könnte man philosophische
Aussagen wie den Satz der Identität „a = a“ oder die
metaphysiche Setzung „Wesen ist das Sein des Seienden.“ nennen.
Diese Kurzfassungen erscheinen sehr abstrakt und offensichtlich
bilderarm. Genau das aber trifft nicht zu. „Sein des Seienden“
gehört zu den bilderreichsten Ausdrücken, über die wir verfügen,
denn dieser umfasst alle Möglichkeiten der Anschauung schlechthin.
Dichtung und Metaphysik begegnen sich anschaulich
im Raum hoher Abstraktion. Entsprechendes geschieht vergleichsweise
in den Werken abstrakter Kunst.
Hieraus lässt sich wahrscheinlich folgern, dass
man dem Schutzgeist am ehesten in künstlerisch abstrakten
Innenräumen der Seele begegnen kann.
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